BOEM! PAUL VAN OSTAIJEN
14. Oktober bis 30. Dezember 2022
Museum Ephraim-Palais
Zum Kunstherbst des Stadtmuseums Berlin befasst sich eine Ausstellung im wiedereröffneten Museum Ephraim-Palais mit dem bedeutenden flämischen Expressionisten, Dadaisten und Surrealisten, der die Revolutionsjahre nach dem Ersten Weltkrieg im Berliner Exil verbrachte.
Der flämische Dichter Paul van Ostaijen (1896–1928) lebte von Oktober 1918 bis Mai 1921 in Berlin. Hier war er Zeuge der revolutionären Ereignisse und traf mit zahlreichen expressionistischen Künstler:innen zusammen. Sein in Berlin verfasster Gedichtband „Bezette Stad“ (deutsch: „Besetzte Stadt“) sprengte die bis dahin bekannten Formen der Poesie und Typografie. Damit führte van Ostaijen die moderne Literatur zu einem Höhepunkt und legte zugleich einen wichtigen Grundstein für die moderne niederländische Literatur. Heute gilt er als einer der wichtigsten Dichter der niederländischen Kulturlandschaft.
Kunst als Motor der Revolution
van Ostaijen war überzeugt, dass die Kunst die Revolution voranbringen kann und muss. Themen seiner Arbeiten sind der Erste Weltkrieg, der Untergang der bürgerlichen Ordnung, seine Vision von unabhängigen Nationen in einem sozialistischen Europa, aber auch Einsamkeit und Angst. Im Frühjahr 1921 kehrte er nach Belgien zurück, enttäuscht von der gescheiterten Revolution und den Künstler:innen, die in seinen Augen nicht radikal genug waren – bedingt aber auch durch das Ende seiner Beziehung zu Emma Clement, einer selbständigen Frau, die für den gemeinsamen Lebensunterhalt gesorgt hatte.
In Belgien und den Niederlanden wird van Ostaijen seit den 1950er Jahren als Rebell und herausragender Künstler vor allem für seine neuartige rhythmische Poesie geschätzt. In Deutschland ist er hingegen kaum bekannt. Wer war dieser Künstler? Was hat er einem heutigen Berliner Publikum zu sagen? Die Ausstellung, deren flämischer Titel „Boem!“ (deutsch: „Bumm!“) einem seiner Gedichte entlehnt ist, nähert sich seiner Person und seinem in Berlin geschaffenen Werk. Highlights sind unter anderem handschriftliche Original-Manuskriptseiten, „Das Liebespaar“ von Fritz Stuckenberg (Bildnis Paul van Ostaijens und Emma Clements) sowie eine aktuelle künstlerische Position von Hanaa el Degham.
Bildnachweis: Fritz Stuckenberg, Das Liebespaar, 1919/20 © Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg
Ephraim-Palais
Poststraße 16
10178 Berlin
www.stadtmuseum.de