Ab dem 11. September 2022

Galerie Robert Drees


„Ich bin der Meinung, dass der Mensch ein Teil der Wirklichkeit der Natur, des allumfassenden Netzes des Lebens ist. Das ist es auch was ich mit meinen Bildern darstellen möchte. Andererseits bin ich mir aber auch bewusst, dass gegenwärtig das Kulturwesen Mensch als zerstörerische Kraft innerhalb der Natur am Wirken ist – dass es auch eine große Kluft gibt zwischen Mensch und Natur. In der Konfrontation mit der Natur ist der Mensch daher auch als moralisches Wesen mit sich konfrontiert.“ (Gisela Krohn)

Für die Künstlerin Gisela Krohn ist der Wald ein magischer und inspirierender Ort: Menschenleere, lichtdurchflutete Wälder sind die bevorzugten Motive der gebürtigen Kölnerin. In Mikro- und Makroaufnahmen auf Leinwand untersucht sie diesen Sehnsuchtsort, der mehr als andere Naturerscheinungen mit Innerlichkeit gleichgesetzt wird. Der Wald ist von jeher die einzige Landschaftsform, in der man vor lauter Bäumen die Übersicht verlieren kann, der meist keinen Horizont preisgibt und jeden Blick auf den Schauenden selbst zurückwirft. Der auf sich geworfene Mensch, der in der Naturanschauung zu sich selbst findet, war gerade für die deutschen Romantiker eine idyllische Vorstellung – die Einheit von Mensch und Natur. Wie dauerhaft die romantisch geprägten Bilder vom Wald sind, zeigt der Blick auf die jüngere Gegenwart, denn die Sorge um den Waldbestand, ließen die
Künstlerinnen und Künstler auch in den folgenden zwei Jahrhunderten nach den Romantikern nicht los, gerade wenn der Wald zum politischen und wirtschaftlichen Mittelpunkt in der gesellschaftlichen Debatte wird, wie z.B. die Ereignisse am Hambacher Forst oder die Wolfs-Debatte zeigten. Auch die in Tutzing und Berlin lebende Malerin Gisela Krohn nimmt mit ihrer Kunst Bezug auf das Spannungsverhältnis von Natur und Mensch. Ihre teils großformatigen Landschaftsgemälde eröffnen neue Räume und Perspektiven auf verschiedenen Ebenen. Je nach Lichteinfall und Jahresrhythmus wechseln die Waldansichten ihre Farben und mithin die Stimmung. In ihren oft märchenhaft wirkenden Waldensembles mit funkelnden und glitzernden Lichteinfällen verliert man sich als Betrachtender schnell in Tagträume. Man spürt förmlich
die Wärme der durch die Baumkronen stürzenden Sonnenstrahlen, riecht den Duft des morgendlich noch frischen Taus oder hört das Zirpen eines entfernten Vogels im undurchdringlichen Pflanzendickicht. Trotz oder gerade wegen dieser einnehmenden Wirkung ihrer Leinwände stellt sich die Frage, wie wir diesen Raum schützen wollen und können. Die Werke von Gisela Krohn, die anhand eigener fotografischer Vorlagen durch virtuos gesetzte Farbpunkte, -striche und -flächen entwickelt worden sind, eröffnen eine Debatte über den gegenwärtigen Umgang mit der Waldkultur. Ihre atmosphärisch dichten Waldbilder zu betrachten, ersetzen dabei einen Waldspaziergang und laden zum „Naturbaden“ ein.

Gisela Krohn (*1966, Köln) lebt und arbeitet in Berlin und Tutzing. Nach ihrer Ausbildung zur Theatermalerin an der Deutschen Oper Berlin studierte sie Malerei an der Kunsthochschule Berlin Weißensee, wo die Künstlerin 2001 mit dem Diplom ihr Studium bei Hanns Schimansky abschloss.

Bildnachweis: Gisela Krohn, Sparkling Lights, 2022, Öl auf Leinwand


Galerie Robert Drees
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D – 30167 Hannover
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