15. Juli 2022 – 26. Februar 2023

Jüdisches Museum Franken


Fürth. Zwei türkische Kuratorinnen thematisieren mit ihrer künstlerischen Forschungsarbeit das Leben und Werk des Fürther Botanikers Alfred Heilbronn und geraten damit in der Türkei in einen Kulturkampf. An Heilbronn und den Botanischen Garten Istanbuls, den er 1935 nach seiner Flucht vor dem Nationalsozialismus errichtete, zu erinnern, bedeutet auch an die Reformen Mustafa Kemal Atatürks zu erinnern. Er holte im Rahmen seines Reformierungsprojekts westeuropäische Akademiker:innen nach Istanbul, um die Hochschulen aufzubauen. Heute steht demgegenüber Erdogans Streben, die islamische Überlieferung mit einem Machtstaat westlichen Typs zu versöhnen. Das Gelände des Botanischen Instituts und des von Heilbronn gegründeten Botanischen Gartens nahm die türkische Regierung 2014 von dem Botanischen Institut der Istanbuler Universität weg und übereignete sie der benachbarten Religionsverwaltung. Seitdem ist die Zukunft des Botanischen Gartens ungewiss.

Dilşad Aladağ und Eda Aslan erinnern mit ihrem künstlerischen Forschungsprojekt einerseits an ein in Deutschland vergessenes Kapitel deutsch-jüdischer-türkischer Geschichte, andererseits entlarven sie das Streben der Türkei, Geschichte vergessen zu machen. In der künstlerischen Forschungsarbeit der Kuratorinnen werden die städtischen Räume Fürth und Istanbul zu Handlungs-, Diskurs- und Gedächtnisräumen, in denen Alfred Heilbronns Leben und Werk inszeniert werden. Dilşad Aladağ und Eda Aslan haben mit ihrer künstlerischen Forschungsarbeit eine Ausstellung konzipiert, die durch ihr akribisches Gespür und poetische Umsetzung tief beeindruckt.

Bildnachweis: Ausstellungsflyer des Jüdischen Museums Franken


Jüdisches Museum Franken
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