„Anselm Kiefer“ wird verlängert
Kunsthalle Mannheim präsentiert aktualisiertes Ausstellungsprogramm 2021
„Die Besucher*innen erwartet ein spannendes und abwechslungsreiches Ausstellungsjahr!“, freut sich Direktor Johan Holten. Die Kunsthalle Mannheim hatte über die letzten Wochen und Monate das gesamte Ausstellungsprogramm für 2021 eingehend geprüft und angepasst. Dazu waren umfangreiche Abstimmungen mit Partnern und Leihgebern weltweit notwendig. „Wir sind glücklich über das Ergebnis“, so Holten. Nun können sich die Besucher*innen über die Verlängerung der Anselm Kiefer Ausstellung freuen, die im Zuge der Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie bisher nicht eröffnet werden konnte. Sobald eine Wiedereröffnung des Museums möglich ist, wird die Schau bis zum 22. August 2021, und damit fast drei Monate länger als ursprünglich geplant, zu sehen sein. Die Verlängerung wirkt sich auch auf die Laufzeiten aller weiteren Ausstellungen 2021 aus. Die für März angekündigte Sonderausstellung James Ensor um das Werk des belgischen „Malers der Masken“ wird ab 11. Juni 2021 präsentiert. MUTTER!, die große internationale Ausstellung in Kooperation mit dem dänischen Louisiana Museum of Modern Art, folgt am 1. Oktober zum Herbstbeginn. Neu im Programm ist die Präsentation MINDBOMBS, die Phänomene des Extremismus und Terrorismus in der zeitgenössischen Kunst beleuchtet und anlässlich des Gedächtnisses an die Anschläge des 11. September 2001 eröffnet werden wird.
Anselm Kiefer (bis 22.08.21)
Die Kunsthalle Mannheim widmet einem der bekanntesten deutschen Künstler der Nachkriegszeit eine Sonderausstellung. Die Präsentation verbindet drei entscheidende Werkgruppen miteinander: Von frühen Arbeiten wie „Die Große Fracht“ (1981/1996) mit appliziertem Bleiflugzeug über die 14 Meter große Installation „Palmsonntag“ (2007), die zum ersten Mal in Deutschland gezeigt wird, bis zu der raumgreifenden Skulptur „Der verlorene Buchstabe“ (2011-2017) werden monumentale Bilder und Skulpturen präsentiert. Durch die großen, offenen Räume des 2018 eröffneten Neubaus der Kunsthalle können die zum Teil überdimensionalen Arbeiten Kiefers ihre volle Wirkungskraft entfalten. Nicht nur durch ihre reine Größe, auch durch ihre haptische Materialität – die Lieblingswerkstoffe des Künstlers sind Asche und Blei – sind die Werke von Anselm Kiefer überwältigend. Seine in aufwändigen Arbeitsprozessen entstehenden Skulpturen und Gemälde setzt Anselm Kiefer zusätzlich den Elementen, wie Wind, Wasser und Feuer oder sogar der Elektrolyse aus, sodass die Patina der Natur auf den Werkoberflächen sichtbar wird.
James Ensor (11.06.21–03.10.21)
Das Werk des belgischen Künstlers James Ensor (1860-1949), der berühmte „Maler der Masken“, ist tief in der Geschichte der Kunsthalle Mannheim verwurzelt. Bereits 1928 wurde der Maler dort in einer Einzelausstellung als zeitgenössischer Ausnahmekünstler gefeiert. Nun widmet die Kunsthalle James Ensor erneut eine große Ausstellung, in deren Zentrum das Schicksal eines Bildes steht, das einst zur Sammlung des Museums gehörte: Das Gemälde „Der Tod und die Masken“ wurde 1937 von den Nationalsozialisten als „entartet“ beschlagnahmt und befindet sich heute im Musee des Beaux-Arts Lüttich. Anlässlich der Ausstellung kehrt es temporär nach Mannheim zurück. In den 1950er Jahren wurde als Ersatz für das verlorene Bild das Gemälde „Der tote Hahn“ erworben, das beispielhaft für Ensors Stillleben steht, die einen wichtigen Stellenwert in seinem Schaffen beanspruchen. Als Bild im Bild taucht es in Ensors zentralem „Das malende Skelett“ auf. Um diese drei Bilder gruppieren sich weitere internationale Leihgaben zum Motivkreis Selbstbildnis–Maske–Tod–Stillleben. Ergänzt wird die Schau durch den umfangreichen Grafikbestand des Künstlers in der Kunsthalle. Insgesamt werden über 60 Gemälde, 120 Arbeiten auf Papier sowie einige Masken aus Ensors Besitz zu sehen sein.
MINDBOMBS (10.09.21– 27.03.22)
RAF, NSU und IS stehen für terroristische Gruppen, deren extremistische Propaganda und politische Gewalt die bildenden Künste zu entschiedenen Reaktionen herausfordern. Die Ausstellung „MINDBOMBS“ eröffnet ab September eine hochaktuelle künstlerische Perspektive auf die Geschichte und politische Ikonografie des modernen Terrorismus. Erstmals werden in drei Sektionen vergleichend die Effekte des sozialrevolutionären, des rechtsextremen und des dschihadistischen Terrorismus auf die visuelle Kultur untersucht. 20 Jahre nach dem 11. September 2001 und 10 Jahre nach der Entdeckung des NSU widmet sich die Ausstellung dem Kampfbegriff „Terrorismus“ und stellt die Macht der Gewalt kritisch dar. Gezeigt werden Arbeiten von Künstler*innen wie Kader Attia, Morehshin Allahyari, Khalid Albaih, Christoph Draeger, Olaf Metzel, Almut Linde, Henrike Naumann und Gerhard Richter. Besonders angesichts rechtsextremer Terrorakte in Deutschland, den USA, Norwegen oder Neuseeland wird deutlich, wie aktuell und relevant die Kritik an politischer Gewalt speziell vor dem Hintergrund der Verbrechen des Nationalsozialismus ist.
MUTTER! (01.10.21–06.02.22)
Ob liebevoll oder distanziert, nah oder fern, lebendig oder tot – sie bleibt immer Ursprung und Beginn des menschlichen Lebens: Die Mutter. Kaum ein Begriff, ein Konzept, provoziert vielfältigere Assoziationen, Empfindungen und Rollenklischees. Mit dem internationalen Ausstellungsprojekt „MUTTER!“ zeigt die Kunsthalle Mannheim in Kooperation mit dem Louisiana Museum of Modern Art, wie die veränderte Wahrnehmung von Mutterschaft in der Kunst – von Alten Meistern, über Werke der frühen Avantgarde bis zur Gegenwart – gespiegelt wird. Mit Werken von Egon Schiele, Pablo Picasso und Paula Modersohn-Becker bis hin zu Louise Bourgeois, Yoko Ono und Rineke Dijkstra, konzentriert sich die Schau auf eine Zeit, in der die feministische Bewegung die traditionelle Rolle der Frau in Frage stellt. Vom 20. Jahrhundert mit der Erfindung der Antibabypille und der legalisierten Abtreibung bis hin zu heutigen Rollenkonzepten zwischen biotechnologischen Möglichkeiten und queeren Familienstrukturen, wird das Bild der Mutter im Hinblick auf kulturelle Erwartungen und Normen untersucht. In der Ausstellung treffen zeitgenössische Kunst, historische Werke, Film und Literatur sowie Artefakte aus der Welt der Wissenschaft und der Populärkultur aufeinander, um das facettenreiche Thema der Mutterschaft zu erzählen.
Weitere Informationen sowie Pressebilder finden Sie unter kuma.art im Pressebereich.
Kathrin Sieberling M.A.
Pressereferentin
Kunsthalle Mannheim
Friedrichsplatz 4
68165 Mannheim
T. +49 (0) 621 293 6433
kathrin.sieberling@mannheim.de
kuma.art